Training ohne Training
August 18, 2022oder: Was mache ich, wenn „wir“ nichts machen können?
Es ist Hochsommer, echter Hochsommer! Mit Temperaturen die diesen Namen verdienen. Gut für Wasserratten und Sonnenfans, schlecht für Pferdetraining. Denn je nach Rasse mögen unsere Vierbeiner die hohen Temperaturen gar nicht und ab 30°C+ ist übermäßige Anstrengung nicht nur für die Pferde ein Problem.


Wer bei diesem Wetter sein Pferd fit halten möchte, muss also früh aufstehen oder lange wach bleiben. Doch wenn man sich nicht gerade im Training für einen Wettbewerb befindet, eignet sich das Wetter hervorragend für viele andere Aktivitäten mit dem Pferd. Heute möchte ich dafür ein paar Vorschläge machen. Das Beste daran: Sie eignen sich zum großen Teil nicht nur für „Trainingsfrei“ im Sommer, sondern auch für Matsch-, Eis- und Hageltage im Winter.

An einem ruhigen und sicheren Platz können wir die Zeit prima nutzen um das „Parken“ zu üben. Damit ist das freie Stillstehen gemeint. Mit einer Putzbürste bewaffnet erledige ich gleichzeitig Fell- und Sozialpflege und übe mich selbst in Achtsamkeit. Denn am leichtesten wird diese Übung, wenn ich nicht erst in dem Moment reagiere, in dem mein Pferd seiner Nase oder seinen Ohren folgt um die Umgebung zu erkunden, sondern wenn ich seine Ideen schon im Entstehungsprozess „kommentiere“.
Meint: Ich bitte mein Pferd bei mir zu bleiben, bevor es seinen Huf bewegt hat. Für unseren Vierbeiner keine große Sache, für uns mitunter schweißtreibend und daher eine super Übung!

Angenehmer „Nebeneffekt“: Daraus lässt sich auch das Abstellen der Hufe in Wassereimern erarbeiten! Das kühlt nicht nur die Pferdebeine schön, sondern macht euch beliebt bei eurer Hufbearbeiterin: 10 Minuten Wasserbad pro Huf vor dem Termin werden die Hufbearbeitung im Sommer (vor allem wenn die Tage vorher besonders trocken waren) deutlich erleichtern. Doch Vorsicht: Besser Eimer ohne Henkel benutzen und immer am Pferd bleiben, falls es sich doch mal gruselt oder einfach ungeschickt beim „Aussteigen“ ist.


Für mehr Bewegungskomptenz, Körperintelligenz und Körpergefühl können wir noch viel mehr tun: Kurz gesagt, alles was sich auf unebenen Untergründen abspielt, hilft unserem Pferd (und uns) besser in die Balance zu kommen. Auf dem Reitplatz können das Wippe, Podest, Brücke oder Wälle sein. Im Gelände suchen wir uns einfach Wege mit unterschiedlichen Belägen, Klettermöglichkeiten und Bäume für Slalom oder Volten. Das alles lässt sich bei fast jedem Wetter ermöglichen. Wer noch kreativer werden möchte: Im Internet finden sich viele tolle Anleitungen für den Bau von Pferdespielplätzen.
Zu guter Letzt kommen wir zu der Möglichkeit „Massage“, sie hilft nicht nur der allgemeinen Entspannung, sondern eignet sich hervorragend dafür die Beziehung zum Pferd und unser Verständnis für den Pferdekörper zu verbessern:
Das Pferd abstreichen (Effleurage): Diese Technik eignet sich einfach für alles und bildet eigentlich auch für alles die Grundlage, denn sie dient der Erkundung des Pferdekörpers, der Vertiefung des Vertrauens, der Entspannung und löst manchmal sogar schon leichte Verspannungen. Dazu stellst du dich auf Höhe der Pferdeschulter mit Blickrichtung zum Pferdekopf, atmest gleichmäßig und beginnst nun sanft, fast ohne Druck mit beiden Händen abwechselnd rhythmisch lange Streichungen in Fellrichtung auszuführen. Theoretisch kannst du vorne am Hals beginnen, Pferde, die das noch nicht kennen oder die dort sehr verspannt sind, mögen das jedoch häufig nicht. Dann beginne in der Mitte des Halses oder an der Schulter. Arbeite dich über den ganzen Körper von vorne nach hinten, streiche auch die Beine und am Ende auch den Schweif ab. Dann beginne auf der anderen Seite von vorne. Achte dabei auf den Gesichtsausdruck deines Pferdes. Was sagt es dir? Zwickt es irgendwo? Ist es ihm irgendwo besonders angenehm oder zeigt es Abwehrreaktionen an einer Stelle? Ist dein Druck zu stark oder zu gering? Kaut oder leckt es? Schließt es die Augen?


Und nun wünschen wir euch ganz viel Spaß beim „Training ohne Training“!