Kannste nicht führen – kannste nix machen
Oktober 20, 2023Wozu Führarbeit?
Ja zugegeben, für eventuelle Zuschauer:innen macht die einfache Basisführarbeit nicht viel her. Damit meine ich das einfache Führen z.B. mit Halfter und Strick aus der Führposition seitlich auf Schulter/Halshöhe neben dem Pferd. Es passiert dabei im Idealfall wenig spektakuläres und trägt auch nicht wirklich zum Trainingsstand des Pferdes bei, gymnastizierend ist sie meist auch nicht.
Also kann man außerhalb der Grundausbildung des Pferdes eigentlich darauf verzichten, bzw. sie auf ein Minimum beschränken? Ich denke damit unterschätzt man diese Arbeit ganz gewaltig, denn ein wirklich gutes Führen, wird immer maßgeblich dazu beitragen Probleme bei der weiteren Ausbildung/Training zu verhindern, bzw. aufzulösen.
Und letztlich ist es ja genau dieses „Führen“, was wir im täglichen Umgang mit unserem Pferd brauchen, egal ob nun von der Weide zum Stall, aus der Box zum Putzplatz oder von dort zum Reitplatz, selbst beim Verladen kommen wir um das Führen des Pferdes nicht drum herum. Ohne Führen geht also gar nichts.
Daher lege ich besonderen Wert auch auf diesen Teil der Bodenarbeit, denn letztlich lässt sich das Pferd nur problemlos von der Person führen, die die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten dafür mitbringt. Und ob diese vorhanden sind oder eben nicht, checkt ein Pferd in wenigen Sekunden. Wenn ich dann nicht zu massiven Überzeugungshilfen greifen möchte, bleibt mir nur der Weg, mich selbst als „Führperson“ weiterzuentwickeln.
Und wenn ich mir das Führen in einzelne Puzzleteile zerlege, werde ich schnell merken, dass „einfach“ absolut anders geht. Das beginnt schon beim Losgehen: Schaffe ich es, mit meinem Pferd gemeinsam Loszulaufen, ohne Strick oder Gerte einzusetzen? Meine Erfahrung zeigt: Im ersten Versuch schaffen die meisten es nicht… Gleiches gilt für das Anhalten: Sind mein Pferd und ich so gut in Verbindung, dass ein leises Ausatmen von mir reicht, vielleicht mit dem Heben eines Armes, um gemeinsam zum Stehen zu kommen?
Was ist mit Wendungen nach Innen und nach Außen? Braucht es ein Zupfen am Strick oder rumpeln wir in der Wendung nach Außen sogar mit unserem Pferd zusammen? Wie kommen wir gemeinsam in die nächst höhere Gangart? Und wie läuft mein Pferd neben mir überhaupt? Entspannt und gelassen und trotzdem aufmerksam? Oder eher aufgeregt, angespannt im Hals und mit festem Rücken? Oder schlurft es lustlos hinter mir her und schielt nach dem nächsten Grashalm?
Und schon sind wir mitten drin in der besten und schönsten Kommunikations- und Beziehungsarbeit und dabei sind wir vielleicht noch nicht einmal mit unserem Pferd einmal rund um den Reitplatz gelaufen, von Bodenhindernissen und verschiedenen Untergründen mal ganz zu schweigen 😉
Wie sieht es aus bei dir und deinem Pferd? Führst du schon oder ziehst du noch?